Züchterethik und die Zukunft der American Bully-Zucht: Ein Spannungsfeld

Von der Farbvielfalt bis zur körperlichen Größe bietet diese Rasse eine beeindruckende Bandbreite an Variationen, um die Bedürfnisse und Vorlieben verschiedener Hundeliebhaber zu befriedigen. Für diejenigen, die auf der Suche nach einem American Bully Welpen sind, gibt es eine breite Palette von seriösen Züchtern, die sich auf die Zucht, verschiedener Merkmalen dieser einzigartigen Hunde spezialisiert haben.

Die meisten American Bully Züchter haben eine gemeinsame Mission: die Rasse kontinuierlich zu verbessern und ihre Qualität zu festigen. Sie legen großen Wert auf Gesundheit, Charaktereigenschaften und das Aussehen der Hunde. Diese Bemühungen haben dazu geführt, dass der phänotyp des American Bully immer mehr gefestigt wird. Die Züchter sind stolz darauf, gesunde und gut sozialisierte Welpen in verschiedenen Farben und Größen anzubieten.

Eine kontroverse Entwicklung: Der XXL Lock Kennel und die „Hairless Bullys“

Allerdings gibt es auch Ausnahmen, die für Kontroversen sorgen. Ein Beispiel ist der XXL Lock Kennel aus Spanien, der für seine XL American Bullys bekannt ist und im großen Stil züchtet. Am 29. Oktober 2023 veröffentlichte dieser Züchter ein Bild eines haarlosen American Bully Welpen auf seinem Social-Media-Account mit dem Slogan „1st Hairless Bully in the World“. Dieser Post löste einen Sturm der Entrüstung unter Züchtern auf der ganzen Welt aus, die diese Erscheinung eines haarlosen American Bully missbilligten.

Der XXL Lock Kennel wurde von zahlreichen Kritikern angeprangert und es entwickelte sich ein regelrechter Shitstorm. Angesichts dieser heftigen Reaktionen löschte der Kennel den Social-Media-Beitrag und startete ohne große Ankündigung einen neuen Account namens „hairless bully“. Die Behauptung, dieser Welpe sei der erste haarlose American Bully Welpe, erwies sich als unzutreffend.

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Der Ursprung der „Hairless Bullys“ in Südafrika

Die „Hairless Bullys“ sind ein völlig neues Phänomen. Tatsächlich geht die „Linie“ auf Ken Francis Whitfield aus Südafrika zurück, der für seine Merle x Merle Verpaarungen bekannt ist und der es sich zur Aufgabe gemacht hat, haarlose American Bullys in verschiedenen Variationen zu züchten. Diese Rasse entstand durch die gezielte Einkreuzung von Nackthunden, bis das gewünschte Gesamtbild erreicht war. Diese Welpen und auch erwachsenen Hunde verfügen über vollständige American Bully Kennel Club (ABKC) Stammbäume. Ob der ABKC etwas davon weiß?

Die Genetik der Haarlosigkeit bei Hunden

Die Haarlosigkeit bei den „Hairless Bullys“ resultiert aus einer funktionalen Beeinträchtigung des Transkriptionsfaktors FOXI3, der in den frühen Stadien der ektodermalen Differenzierung eine entscheidende Rolle spielt. Diese genetische Anomalie führt nicht nur zur Haarlosigkeit, sondern auch zu Defekten in anderen ektodermalen Geweben, wie beispielsweise den Zähnen. Interessanterweise ist die Genetik der Haarlosigkeit bei diesen Hunden semidominant, was bedeutet, dass bei heterozygoten Verpaarungen (Hh) eventuell entstehende homozygote (HH) Welpen nicht lebensfähig sind und im Mutterleib sterben, ähnlich wie bei der Doppelmerle.

Die Gesundheit und Nachhaltigkeit dieser haarlosen Rasse sind Gegenstand intensiver Debatten. Einige behaupten, dass die Haarlosigkeit keine schwerwiegenden gesundheitlichen Probleme mit sich bringt, da die südamerikanischen und chinesischen Nackthunde, auf denen die „Hairless Bullys“ basieren, bereits seit vielen Generationen unter natürlichen Bedingungen existieren. Dennoch gibt es auch Berichte über Gebissanomalien und eine gewisse Immundefizienz bei Nackthunden.

Unabhängig von den gesundheitlichen Aspekten wirft die Einführung der „Hairless Bullys“ in die American Bully-Zucht auch Fragen nach dem Vorteil für die Rasse und der erneuten Vermischung der Linien auf. Viele Züchter und Liebhaber der Rasse hoffen, dass dieser Trend nicht anhalten wird und dass der Schwerpunkt weiterhin auf der Stärkung und Verbesserung der Rasse liegen wird, da dies die Grundlage für eine nachhaltige Hundezucht darstellt.

Der American Bully ist zweifellos eine Rasse mit großer optischer Vielfalt und faszinierenden Merkmalen. Während die meisten Züchter bestrebt sind, die Rasse kontinuierlich zu verbessern und zu festigen, gibt es auch kontroverse Entwicklungen wie die „Hairless Bullys“. Die Einführung von haarlosen Varianten in die Zucht wirft viele Fragen auf, insbesondere in Bezug auf Gesundheit und Nachhaltigkeit. Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Trend Bestand haben wird und wie er die American Bully-Gemeinschaft beeinflussen wird.

  • Bullyion

    Bullyion wurde mit der Vision gegründet, eine Plattform zu schaffen, die sich exklusiv mit der American Bully Rasse beschäftigt. Das Magazin hat sich schnell als führende Informationsquelle etabliert und richtet sich an Züchter, Hundebesitzer und Liebhaber der Rasse. Ursprünglich aus Hamburg stammend, wurde Bullyion ins Leben gerufen, um eine Verbindung zwischen der Züchter-Community zu fördern und den Austausch über die Rasse zu erleichtern. Die Hauptintention von Bullyion ist es, verantwortungsvolle Zuchtpraktiken zu unterstützen und qualitativ hochwertige Informationen zu verbreiten. Die Plattform setzt sich dafür ein, dass nur Hunde mit ABKC-Papieren und entsprechender gesundheitlicher Auswertung präsentiert werden, um die Qualität und das Wohlbefinden der Tiere zu fördern. Zudem möchte Bullyion Züchtern und Interessierten hilfreiche Inhalte bieten – von Zuchtinformationen über Gesundheitsthemen bis hin zu Trainings- und Sportempfehlungen. Ein zentraler Aspekt ist die Förderung der verantwortungsvollen Haltung und Zucht, um Missverständnisse über die Rasse zu beseitigen und deren positive Eigenschaften als treue, liebevolle Begleiter hervorzuheben. Bullyion soll eine Community bilden, die auf respektvolle und ethische Zuchtpraktiken setzt.

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